Führung in Krisenzeiten oder Beethovens 7. Sinfonie widerspricht der SoziokratieDie Situation vorab in Kürze Deutschland ist nun in einer "technischen Rezession" angekommen, so die offizielle Verlautbarung. Ob es bei dieser bleibt oder doch eher in eine strukturelle Rezession münden wird, bleibt abzuwarten. Es ist besorgniserregend, denn der bis dato nicht gelöste Reformstau der vergangenen Jahre, die politisch herbeigeführten Engpassbedingungen mit all ihren Auswirkungen sowie der aus meiner Sicht dem z.T. fragwürdigen Transformationseifer der jetzigen Regierung, explizit des Wirtschaftsministeriums, werden mittelständische Unternehmen immens herausfordern, da diese mehr Verunsicherung schafft, als verlässliche Rahmen. Sie haben somit maßgeblich zu dem Dämpfer der Investitionsbereitschaft beigetragen. An sich sollte es bei dieser Gemengelage ein Weckruf sein, aber so meine Sicht der Dinge, dass dieser Weckruf in den entscheidenden Gremien nicht erhört werden wird. Spricht man mit Unternehmern im Mittelstand, lauten die Atteste bezugnehmend auf die derzeitige Wirtschaftspolitik von kontraproduktiv bis hin zu absolut katastrophal, je nachdem im welchen Branchensegment man sich befindet. Laut OECD Daten stürzt Deutschland beim Wachstum bis an das Ende aller Industrieländer ab. Somit dürfte offensichtlich sein, dass Deutschland und somit Europa schwere Zeiten bevorstehen. Addiert man noch die demographische Krise hinzu, stellt sich grundsätzlich die Frage, wie sollte die Führung in einem Unternehmen aufgestellt sein bzw. agieren, um für die kommenden stürmischen Zeiten entsprechend handeln zu können. Stichwort: Produktionsverlagerung Nach einer Marktforschung im Auftrag der Beratungsfirma FTI-Andersch erwägen aktuell 26 % des produzierenden Mittelstands ihre Produktionskapazitäten aus Deutschland zu verlagern und wiederum 40% dieser Firmen zieht es in Richtung Asien. Mit anderen Worten beschrieben heißt das, das Tempo, in welchem die deutsche Gesamtwirtschaft schrumpft, steigert sich stetig. Diese Gemengelage spiegelt sich auch im aktuellen Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe wider, denn dieser hat ca. Ende Juni mit dem Wert 41 den schlechtesten Stand seit der Finanzkrise 2008/09 erreicht. Hierbei ist zu betonen, dass Werte unter 50 immer auf eine Schrumpfung sowie Werte unter 40 immer auf schwere Krisen hinweisen. Wir haben es also mit einer sehr komplexen und schwierigen Situation für die Wirtschaft allgemein zu tun, in welcher u.a. strategische Führung mehr denn je gefragt ist. Grundsätzliches vorab - (was beim Lesen im Hinterkopf präsent sein sollte)
Warum New Work und Agilität nicht die Lösung und am Ende gefährlich ist!
Sehr auffällig ist, dass egal wo man nachschaut oder mit wem man spricht, um mehr über das Buzzword „New Work“ in Erfahrung zu bringen, erfährt man, dass viele Grundaussagen von New Work einfach in den Raum gestellt werden, ohne einen Nachweis für deren Richtigkeit zu erbringen. Wie die Arbeitswelt der Zukunft aussehen wird, ist freilich ungewiss. Doch geben die Entwicklungen mit den Hypes New Work und Soziokratie auf dem Weg zur Wirtschaft 4.0 bereits den Vorgeschmack, der die Lösung darstellt? Richtig ist auch, dass künftiges, sich im heute und jetzt nicht unbedingt beweisen lässt, aber der Lackmus-Test wird folgen. Entweder nehmen eine Reihe von Thesen weit zukünftiges soweit vorweg, dass deren visionärer Ansatz im hier und jetzt, schwer zu verstehen ist oder sie sind schlichtweg falsch, weil sie z.B. soziologische Grundgesetze und menschliche Bedürfnisse schlichtweg außer Acht lassen. Ich denke eher zweitens.
Die New-Work-Definition lautet entsprechend: New Work ist die Arbeit, die ein Mensch wirklich will! Scheinbar gibt es also keinen Wettbewerb mehr auf dem Arbeitsmarkt? (hier ein stellvertretender Link zum Thema) Bei genauerer Betrachtung werden Sonderbeispiele (die es natürlich auch gibt) herangezogen und anschließend generalisiert auf alle Arbeiten und Felder der Wertschöpfungen ausgerollt - völlig undifferenziert. Das ist ein Fehler! Spricht man mit Befürwortern dieser Arbeitsweise, beschleicht einem der Gedanke, es handele sich um eine neue Religion, bei welcher die Sachlichkeit leider sehr oft auf der Strecke bleibt.
New Work und Soziokratie sind gefährlich für die Rentabilität und somit für die Zukunft der Unternehmen. Dabei helfen auch nicht die Aufmerksamkeitsdramatisierungen in diversen Medien, die den Versuch unternehmen - seriös zu erscheinen, um den eigentlichen Kern zu verschleiern - Führungsschwäche, ohne Wenn und Aber!
Ich wähle hier eine Metapher aus der Pferdewelt und man ahnt es vielleicht, ja der Autor ist Reiter - zugegeben, das stimmt. Also, Sie sind mit Ihrem Pferd in einem schwierigen Parcours unterwegs und haben Hindernisse zu überwinden. Ergänzend sei erwähnt, es geht im Parcours nicht nur darum, alle Hindernisse irgendwie zu meistern, sondern diese in einer vorgegebenen Reihenfolge und das auch noch in einer bestimmten Zeit - also Effektivität und Effizienz, wie im wirtschaftlichen Leben auch. Als Reiter sind sie die Führungskraft und steuern ihr top ausgebildetes Pferd im Parcours auf die entsprechenden Hindernisse, steuern den Anreitwinkel, die Galoppade und kurz vor dem Hindernis helfen sie ihrem Pferd richtig zu taxieren, um den geeigneten Absprung zu finden. ABER ab einem Moment X lassen sie das Tier machen - ihre höchste Aufgabe ist es jetzt im Sprung nur nicht zu stören und eins zu werden mit dem Pferd und schon während des „Landevorgangs“ das nächste Hindernis in den Blick zu nehmen. Ihr sensibler Leistungspartner registriert feinste Hilfen, also in welche Richtung sich ihr Kopf bewegt und wird entsprechend handeln. Reiter und Pferd sind eins, sie harmonieren wie aus einem Guss, jedoch ohne das die Führung zu irgend einem Zeitpunkt je aufgegeben worden ist. Wer jemals mit einem solchen Fokus zum Beispiel einen Vielseitigkeitsritt in schwierigem Gelände oder das große Springturnier in Hamburg beobachtet hat, erkennt, dass Führung immer da ist, aber in feinster Harmonie sich an den entsprechenden Stellen zurücknimmt und seinen Leistungspartner Pferd machen lässt. Keiner kann ohne den anderen eine solche Leistung abrufen und jeder kennt seine Aufgabe im Parcours. Und jetzt gehen wir noch einmal zum Start und werden dieselbe Aufgabe in New Work soziokratisch vor jedem Sprung neu ausloten und ggf. entscheiden, in welcher Reihenfolge das Pferd gedenkt die Hindernisse, in welchem Tempo, falls wenn überhaupt, zu meistern. Das Ergebnis steht dann schon vorab fest - entweder ein Sturz, weil sich Pferd und Reiter vor dem Sprung nicht einig waren, aber sicher am Ende steht die Disqualifikation im Raum! Die Einwender mögen jetzt mir entgegenhalten, ja Mensch und Tier, das ist nicht vergleichbar. Die Metapher hingt gewaltig. Vorab, die vielen guten Mitarbeiter der Unternehmen mögen mir verzeihen, dass sie hier in diesem Bild in die Rolle des Pferdes versetzt wurden, das scheint erniedrigend und gemein. Sorry, aber wer die Intelligenz und Persönlichkeit, die Willenskraft und die Anmut, die lange Trainingszeit sowie den komplexen Körperbau eines Pferdes kennt, wird sicherlich mir gegenüber Milde walten lassen, weil er (im Rahmen des Bildes) die Parallelen nachvollziehen kann. |
Autor.ConSuccor Niels Freigang. Kategorien.
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